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Spirit Crusher: Ausgabe 11 (Review)
Artist: | Spirit Crusher |
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Album: | Ausgabe 11 |
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Medium: | Fanzine | |
Stil: | DEATH Metal |
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Label: | Humandeath | |
Spieldauer: | 106 Seiten | |
Erschienen: | 08.06.2023 | |
Website: | [Link] |
Kürzlich traf ich auf einem Bahnsteig einen jungen Mann mit einem "Symbolic"-Shirt der Band DEATH. Da ich gerade erst selbst darin gelesen hatte, drückte ich ihm die elfte Ausgabe des SPIRIT CRUSHER Fanzines in die Hände und erklärte dem Verwunderten mit Hinweis auf seine Bekleidung, dass ihn dieses Heft vielleicht interessieren könne. Der junge Mann lachte, schlug das Fanzine auf und begann, durch die Seiten zu blättern. "Sind das etwa alles DEATH-Tattoos?", staunte er mit Blick auf unzählige Photos, die genau das abbildeten: Ein DEATH-Tattoo neben dem anderen, Logo-Tattoos, gestochene Konterfeis von Chuck Schuldiner, Tätowierungen von DEATH-Cover-Kunstwerken… Ja, hier dreht sich alles um die Band DEATH – willkommen im SPIRIT CRUSHER Fanzine!
Eigentlich handele es sich bei seinem englischsprachigen Fanzine eher um ein Gesamtkunstwerk, weshalb ich bestenfalls auch die ersten zehn Ausgaben bestellen sollte, verriet mir Herausgeber Jochen Hofmann sinngemäß, als ich die jüngste Nummer für den stolzen Preis von 15 € (plus Porto) erwarb. Dabei war ich mir nicht mal sicher, ob nicht bereits der Kauf einer Ausgabe zu eben jenem Preis etwas verrückt wäre – ein Fanzine ist ja nun mal in erster Linie ein Angebot von Fans für Fans rundherum (und wenn überhaupt) zum Selbstkostenpreis. Doch beim SPIRIT CRUSHER gelten andere Maßstäbe, das wird bereits beim Anblick des Deckblatts deutlich, das mit einer "Leprosy"-Adaption im Horror-Comic-Stil und zahlreichen Details aufwartet, die nur einen Schluss zulassen: Hier sind echte Freaks am Werk. Und auch wenn der DIY-Bastelcharakter offensichtlich ist, könnten sich hier etliche am Kiosk ausliegende Metal-Magazine eine dicke Scheibe in punkto FAN-Nähe abschneiden. Und genau darum geht es bei dieser Ausgabe, die auf dem Cover als "The Fan Issue" bezeichnet wird: Auf den nächsten rund hundert Seiten kommen vor allem Fans aus (gefühlt) aller Welt zu Wort, oder sie zeigen Haut bzw. die Tinte darauf, sowie ihre Sammlerstücke – und davon gibt es offenbar weit, weit mehr als ich leichtfertig geahnt hätte. In vielem davon spiegelt sich die Faszination und Begeisterung vor allem für die revolutionären Frühwerke der Genre-Pioniere mitsamt ihrer eigenwilligen Ästhetik, wobei einige Fanzine-Seiten mit der Produktpalette von Pull The Plug Patches oder sogar Spielzeug (!) Katalog-Charakter ausstrahlen.
Gewidmet ist die elfte Ausgabe dem im Februar 2023 verstorbenen Pharao-Sänger Tim Aymar, der u.a. auch das CONTROL-DENIED-Album "The Fragile Art Of Existence" eingesungen und mit dem Herausgeber Jochen Hofmann noch zwei Tage vor dessen Tod Nachrichten über einen etwaigen Gig in Deutschland ausgetauscht hatte. Diese erschütternde Episode reflektiert Hofmann in seinem persönlichen Vorwort und würdigt den Verstorbenen sowohl mit dem Abdruck eines Interviews aus dem Jahr 2006 sowie mit einem (von insgesamt sechs) Poster(n).
Neben Massacre-Gründer und Schlagzeuger Bill Andrews, der "Leprosy" und "Spiritual Healing" eingetrommelt hatte, kommen auf über 20 Seiten Die-Hard-DEATH-Fans zu Wort, die erzählen, wie viele DEATH-Konzerte sie erlebt haben, wie viele DEATH-Shirts sie besitzen, welche DEATH-Songs die besten sind und welche Frage sie Chuck Schuldiner gerne gestellt hätten.
Das alles findet sich in einem farbigen Magazin, dessen Papierqualität nahezu jedes professionelle Metal-Magazin beschämt. Umso ärgerlicher sind angesichts des herausragenden Gesamtauftritts die leider unstrittigen Abzüge in der B-Note: Ein Fanzine ist kein literarisches Kunstwerk und muss auch nicht ansatzweise dessen Ansprüchen genügen, doch zumindest ein zweckdienliches Lektorat mit Hilfe der Fehlersuche der Textverarbeitung hätte in der elften Ausgabe hunderte Flüchtigkeits- und Tippfehler ausbügeln können. Es ist mir schleierhaft, warum Jochen Hofmann die Antworten und Beiträge von Fans und Musikern anscheinend nicht mal ansatzweise redigiert hat und somit Texte veröffentlicht wurden, die leider viel zu oft hastig abgetippt wirken, obwohl sie zweifelsohne jede Menge Begeisterung zum Ausdruck bringen. Es scheint paradox: Der bewundernswerte Aufwand, die Liebe zum Detail, die Vielschichtigkeit und der Enthusiasmus im SPIRIT CRUSHER passen einfach nicht mit der "Qualität" der Texte zusammen – und werden in letzter Konsequenz auch nicht dem Willen zur Perfektion gerecht, der sich in der Musik und dem Drumherum von DEATH bis heute Bahn bricht.
FAZIT: Die-Hard-DEATH-Maniacs kommen um das SPIRIT CRUSHER vor allem dann auf keinen Fall herum, wenn sie sehen und lesen möchten, mit welchen anderen Vollblut-Fans sie ihre Leidenschaft teilen, und wie inspirierend das Lebenswerk von Chuck Schuldiner und seinen Mitmusikern bis heute wirkt. Doch auch "herkömmliche" Death-Metal-Fans und Fanzine-Interessierte sollten wenigstens einmal ihre Nasen in die Seiten des SPIRIT CRUSHER stecken, das mit seiner Begeisterung für DEATH einfach ansteckt. Eine finale zwölfte Ausgabe ist bereits angekündigt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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- Gesang - Chuck Schuldiner, Tim Aaymar
- Gitarre - Chuck Schuldiner
- Schlagzeug - Bill Andrews
- Ausgabe 11 (2023)
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keine Interviews